Foto: Audi
Audi balanced mobility – Vom Autohersteller zum Energielieferanten
Von Dietmar Stanka
Mitte Mai 2011 stellte Audi der Öffentlichkeit erstmalig eine Initiative zu einer nachhaltigen und CO2-freien Energieerzeugung verbunden mit einer grenzenlosen Mobilität vor. Zentraler Baustein ist das e-gas project, das sich aus zwei Bausteinen zusammensetzt.
Windräder erzeugen sauberen Strom und mit Hilfe dieser Energie wird in einer Anlage per Elektrolyse Wasserstoff produziert. Mit diesem Wasserstoff können zum einen Brennstoffzellenautos betrieben werden und zum anderen kann daraus Methan erzeugt werden. Dieses Methan, auch synthetisches Erdgas genannt, heißt bei Audi e-gas und damit lassen sich auf Erdgas ausgelegte Verbrennungsmotoren betrieben werden.
Perpetum mobile
Klingt alles zu schön um wahr zu sein? Fast so wie das berühmte Perpetum mobile, ein Gerät, dass sich permanent mit eigener Energie versorgt und diese zudem noch abgibt. Audis Konzept klingt logisch und ist auch durchführbar. „Es ist ein großes Ziel“, formuliert Audis Entwicklungsvorstand Michael Dick das Projekt. „Wir realisieren zusammen mit Projektpartnern ein Verfahren, das die CO2-neutrale Mobilität in greifbare Nähe rückt. Außerdem ergreifen wir selbst die Initiative und ergänzen die Elektromobilität durch ein klimafreundliches Konzept für die Langstrecke.“
Grafik: Audi
e-gas project
Die Forschungsphase für das e-gas project wurde abgeschlossen und nun beginnt in Kürze der Bau einer industriell nutzbaren Anlage. Audi investiert einen hohen zweistelligen Millionenbeitrag und startet mit den Partnern SolarFuel GmbH, dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW), dem Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) ein in diesem Umfang bis dato nicht realisiertes Projekt. Grafik: Audi
Offshore-Windanlagen
Basis des gesamten Energieprojekts namens Audi balanced mobility sind Offshore-Windanlage. In der ersten Phase finanziert Audi zusammen mit einem regionalen Energieversorger vier große Anlagen in der Nordsee. Mit jeweils 3,6 MW Leistung sollen diese im Jahr 53 GWh Strom liefern. Dies entspricht in etwa dem Bedarf einer mittelgroßen Stadt.
e-gas Anlage
Mitte Juli ist der Spatenstich für die e-gas Anlage im niedersächsischen Werlte geplant. Gekoppelt ist diese e-gas Anlage an eine Abfall-Biogasanlage, von der sie das zur Methanisierung notwendige konzentrierte CO2 bezieht, das ansonsten die Atmosphäre belasten würde. Per anno soll die Anlage 1.000 Tonnen e-gas produzieren und dabei 2.800 CO2 binden. Der Strom aus Windkraft und das Methan aus der Anlage sollen im ersten Schritt des Gesamtprojekts für 2.500 Autos reichen. Mit einem Teil des Windstroms können 1.000 A1 e-tron (Fahrzeug mit Elektromotor und Wankelmotor zur Reichweitenverlängerung) hergestellt werden und dazu noch jeweils 10.000 km pro Jahr gefahren werden. Mit dem erzeugten e-gas besteht die Möglichkeit 1.500 A3 TCNG (ein ab 2013 serienmäßiger A3 mit e-gas-Motor) jeweils 15.000 km pro Jahr zu fahren. Ein mit Erdgas betriebenes Fahrzeug hat zudem den Vorteil, dass es bis zu 30 Gramm weniger an CO2 emittiert, als ein ähnlich konzipiertes Fahrzeug der Kompaktklasse mit herkömmlichem Antrieb. Ein weiterer Vorteil der e-gas Anlage liegt an der Möglichkeit überschüssigen Strom aus der Windkraft über die Methanisierung im Gasnetz zu speichern und bei Bedarf dort wieder ins Stromnetz einzuspeisen. Insgesamt werden mit dem e-gas project von Audi drei Energieträger zur Verfügung gestellt: elektrischer Strom, Wasserstoff und Methangas. Diese eignen sich für den Antrieb von Elektroautos, Brennstoffzellenfahrzeugen und Automobilen mit Erdgasantrieb.