Ein Fahrbericht von unserem Autoredakteur Dietmar Stanka
Form und Funktion
Zwei Türen müssen reichen. Dazu eine Heckklappe, die nach dem öffnen und dem umlegen der Rücksitzbank Raum für ein Rennrad schafft. Oder auch den großen Einkauf schluckt. Aber wir wollen mit dem Opel Corsa OPC keine Rekorde in Sachen Volumen brechen. Sondern seine sportlichen Gene entdecken.
Vorne zeigt er dies mit großen seitlichen Lufteinlässen unter den serienmäßigen Bi-Xenon-Scheinwerfern. Einem Bogen gleich die Seitenlinie. Aufgesetzt ein Dachspoiler, das Heck mit zwei dicken Auspuffrohren vom österreichischen Hersteller Remus verziert.
Das Interieur mit OPC Recaro Sportsitzen verfeinert und mit Leder bezogenem Multifunktionslenkrad griffig gestaltet. Übersichtlich und ergonomisch das Cockpit, das zudem mit einer hohen Verarbeitungsqualität und einem hochwertigen Materialmix zu überzeugen weiß.
Die bestens geformten Recaro-Sportsitze sind renn- und langstreckentauglich und lassen zudem die Montage von Hosenträger-Gurten zu. Hinten sitzt man auf ⅓zu ⅔teilbaren Rücksitzbank für kürzere Strecken durchaus bequem. Zumindest wenn die vorne sitzenden Zeitgenossen ein Herz für die Hinterbänkler an den Tag legen.
Fahrverhalten
Laut ist anders. Knurrig ja, aber nie aufdringlich. Die 207 PS aus dem 1,6-Liter-Turbo strömen fast schon dezent aus den beiden Remus-Rohren. Vielleicht ein bisschen wenig Sound für einen kultigen Kleinsportler aus Rüsselsheim. Aber so beweist er eine vornehme Zurückhaltung, die den Opel Corsa OPC komplett aus der Riege der Prol-Autos nimmt.
Dafür ist er sauschnell. Auf einer nahezu leeren Autobahn erreichten wir in der Spitze per GPS gemessenen 238 km/h, was auf der Tacho-Anzeige den Zeiger bis zum Anschlag bei der Marke 250 brachte. Bei solchem Speed saugen die Einspritzdüsen den Sprit in raketenartiger Geschwindigkeit in die Brennräume. Im Schnitt lag der Verbrauch bei rund 8 Litern, knapp über dem von Opel angegebenem Durchschnittswert. Für das notwendige Überholimage trägt die breit gezogene Schnauze und das Lichtsignet Sorge.
Was das Triebwerk an Leistung produziert, muss das Fahrwerk auf der Straße halten. Eine alte Weisheit, die der Opel Corsa OPC bestens beherrscht. Mit seinem Radstand von 2,51 m meisterte er auch engere Autobahnkurven und brachte so manchen Verkehrsteilnehmer in wesentlich größeren und teureren Automobilen zum Staunen.
Ausstattung
Sportlich, aber auch ein bisschen puristisch. Was nicht schadet, schließlich soll der Corsa OPC kein gepimptes Luxus-Teilchen sein. Für diese Neigung bietet Opel andere Corsa-Modelle an, die mit entsprechenden Paketen und Farbkombinationen aufgehübscht werden. Die bereits erwähnten Bi-Xenon-Leuchten sind dagegen für eine gute Sicht bei hohen Geschwindigkeiten eine wichtige Voraussetzung. Gleiches gilt für das spezifisch ausgelegte Fahrwerk, knackig zubeißende Bremsen und eine Klimaanlage um erhitzte Gemüter zu kühlen.
Opel OnStar, in unserem Testwagen noch nicht verbaut, im Corsa OPC seit Kurzem im Serienumfang, ist seit kurzer Zeit das Alleinstellungsmerkmal der Marke und insbesondere des Kleinwagensegments. Der Telematik-Dienst beinhaltet einen 24-h-Notfall-Service, einen Diebstahl-Notfallservice inkl. Fahrzeugortung, Fernsteuerung der Ver- und Entriegelung der Türen, des Lichts und der Hupe sowie eine monatliche Fahrzeugdiagnose per Email. Dazu kommt ein WLAN-Hotspot für bis zu sieben Endgeräten und einer Geschwindigkeit von bis zu 4G/LTE.
Die deutliche Erhöhung einer noch sportiveren Fahrweise wird mit dem 2.990 Euro teuren OPC Performance-Paket ermöglicht. Neben Brembo-Bremsen, 18 Zoll großen Leichtmetallfelgen und einer noch feiner dosierten Fahrwerksabstimmung ist in aller erster Linie das mechanische Lamellen-Sperrdifferenzial erwäh-nenswert. Die Nürburgring-Edition des Vorgängermodells glänzte bereits mit dieser unwahrscheinlich viel Traktion liefernden Sperre, die so manchen Mitbewerber deutlich in den Schatten stellt.
Fazit
Es ist kein günstiges Vergnügen mit einem Opel Corsa OPC durch die Gegend zu düsen. Es ist aber ein durch und durch erhabenes Erlebnis. Der kleine Frechdachs geht wie die Hölle und ist mit seiner unaufdringlichen Art herrlich unauffällig. Dennoch besitzt er genug Selbstvertrauen um sich gegen die Meute in seinem Segment durchzusetzen und die Besitzer teurerer Modelle in einen Schockzustand á la ”Oh ein Opel” zu versetzen. Großes Lob an Volker Strycek, Chef des Opel Performance Centers (OPC) und seine Team, die wieder einmal ihr Bestes gegeben haben.
Technische Daten: Opel Corsa OPC
Motor | 4-Zylinder-Benziner |
Getriebe | Sechsgang-Schaltung |
Hubraum | 1.598 ccm |
Leistung in kW/PS bei xy U/min | 152 kW (207 PS)/5.800 |
Max. Drehmoment | 245 Nm (Overboost: 280 Nm) bei 1.900 – 5.800 Umdrehungen pro Minute |
Länge/Breite/Höhe | 4.036/1.736/1.479 in mm |
Radstand | 2.510 in mm |
Leergewicht | 1.293 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 1.670 kg |
Kofferrauminhalt | 285 – 1.090 l |
Bereifung | 215/45 R17 vorne |
Felgen | 7 x 17″ Leichtmetall |
Beschleunigung | 6,8 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Tankinhalt | 45 l |
Kraftstoffverbrauch kombinierter Verkehr | 7,5 l auf 100 km |
Preis | 24.650 Euro inkl. MwSt. |
Dietmar Stanka Aribonenstraße 1 b D-81669 München